Sicherheitsmechanismen in Pen & Paper Rollenspielen

In meinem ersten Beitrag habe ich schon, unter dem Punkt Sicherheitsmechanismen, erwähnt, dass ich einen weiteren Beitrag dazu schreiben werde. Auch weil es ein sehr emotionales Thema sein kann und vermutlich auch besser in ein eigenes Thema passt, da es doch sehr viel mehr dazu zu schreiben gibt.

Inspiriert hat mich dieses Thema als ich mit Gleichgesinnten in Mastodon darüber geschrieben habe und ich bis dahin nur die X-Karte kannte. Mag auch daran liegen, dass ich an One-Shot Runden teilgenommen habe, wo solche Sicherheitsmechanismen nicht aufgegriffen und auch nicht nötig waren.

Dieses Thema hat bisher nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die es vermutlich bräuchte. Also habe ich mir gedacht, ich mache daraus einen Blogbeitrag.

Inhaltsverzeichnis

Die 3 verschiedenen Karten

Die X-Karte

Ist wohl die bekannteste. Hier wird wie auch immer ein X gezeigt, ob mit den Armen gekreuzt oder auf einer Karte gezeichnetes X hochgehalten, das ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist, dass niemand sich rechtfertigen oder erklären muss, warum diese ausgespielt wurde.

Die X-Karte funktioniert eher wie eine Notbremse, wenn ein nicht gewünschtes Thema bereits angesprochen wurde und nicht weiter ausgeführt werden soll.

Diese Karte sollte von allen Spielenden das letzte genutzte Mittel sein, vorher sollten schon einige Themen bereits besprochen worden sein, dazu steht unten mehr.

Um zu wissen, warum die X-Card gezogen worden ist, sollte in der hinsicht schon einige Fragen gestattet sein. Was die Grenzüberschreitung gewesen ist, welche Szene herausgenommen werden soll, wo wieder eingestiegen werden darf. Ob man zurückgeht und die Szene wieder einführt, nur ohne diese Grenzüberschreitung oder eben da weitermacht, ohne die Szene weiter auszuführen, oder komplett überspringt, das muss die Runde dann für sich entscheiden.

Die N-Karte

Wird vor der X-Karte gezeigt, wenn eine spielende Person ahnt, dass es für Sie zu einem unangenehmen Thema kommt, um vorher schon das Thema in eine andere Richtung zu wenden, bevor die X-Karte gezogen werden muss.

Die O-Karte

Gilt als Nachfrage, ob alle mit dem Inhalt einverstanden sind und allen gut damit geht. Diese O-Karte kann aber auch zur Bestätigung genutzt werden. Oder als Aufforderung genutzt werden, dass Spielende weiter machen sollen, weil die Szene, die gerade beschrieben wird, sehr cool ist oder die Idee einer Aktion einfach cool finden, ohne die Spielenden in ihrem Gespräch zu unterbrechen. Diese Karte kann also auch als Lob gezeigt werden.

Da ich bisher noch keine Erfahrungen mit diesen Sicherheitsmechanismen gemacht habe, verwirrt mich die O-Karte ein wenig. Weil es diese oder jene Bedeutung haben kann, ich denke das es aus dem Kontext allerdings Sinn ergeben kann, ansonsten kann eine eigene Karte für Lob und Anerkennung gebastelt werden. Selbst wenn ihr die nur in eurer eigenen Runde nutzen werdet.

Bevor diese Karten zum einsatz gebracht werden, sollten vorher noch andere möglichkeiten in betracht gezogen werden um den einsatz dieser Karten so gering wie möglich zu halten oder erst gar nicht nutzen zu müssen.

Es ist nunmal so das dass Pen&Paper Rollenspiel ein sehr Kommunikatives Spiel. Auch gerade deshalb ist es so interessant und launig. Kommunikation sollte vor der ersten Sitzung auch gemacht werden um Themen zu vermeiden die unangenehm sind.

Session Zero

sollte bei festen Runden auf jeden fall geplant werden. Erstmal um die Spielenden kennen zu Lernen, um ggf. schon gemeinsam Charaktere zu erschaffen. Und vor allem um sich abzusprechen.

Ihr sitzt auf euren Plätzen, lauscht gespannt den Spielleitenden wie die Szenerie ausgeschmückt wird. Ihr reagiert auf das beschriebene. Nach einer weil kommt ein unangenehmes Thema auf und wisst nicht wie ihr damit umgehen wollt oder sollt. Wie hätte das vermieden werden können?

In dem eine erste Sitzung abgehalten wird und entsprechenden Themen anspricht. Es gibt aber auch Menschen die sich nicht trauen es offen mit zu teilen, hier könnte z.B. ein vorgefertigter Zettel ausgehändigt werden an jede Spielende Person mit Vordefinierten Themen die nicht vorkommen sollen oder gar ganz vermieden werden müssen, das diese nur noch angekreutzt werden müssen.

Wollt ihr diesen Zettel nicht am Tisch vor allen ausfüllen fragt ob ihr einen Seperaten raum gehen könnt oder ihr füllt es in ruhe zu Hause aus. Natürlich seid ihr dann in der Pflicht diesen Zettel rechtzeitig den SL auszuhändigen.

Natürlich braucht keine Person ein Namen rauf schreiben aber somit bekommt der Spielleiter ein Werkzeug an die Hand wo er solche Themen direkt vermeiden oder direkt abschneiden kann, sollte eine Spielende Person auf das Thema kommen.

Die Spielleitende Person kann sich nicht alles merken in solchen momenten gibt es noch andere Varianten die eingestezt werden können von den Spielenden, auch sollte die Hauptverantwortung nicht allein bei den Leitenden Personen liegen, jede anwesende Person ist dafür verantwortlich das es für jede Spielenden eine angenehme Atmoshpäre am Spieltisch bleibt.

Das GAST Konzept oder auf Englisch CATS

Kann natürlich auch bei einer festen Runde eingesetzt werden, ich denke, vor allem sollte es bei unbekannten Spielenden eingesetzt werden. Es soll die Stimmung im Spiel beschreiben, was den Spielenden erwartet, damit diese nicht mit Themen konfrontiert werden vor denen Sie sich Ekeln oder Fürchten.

G steht für Grundidee / C für Concept

Hier wird beschrieben wovon das Spiel Handelt.

A für Absicht bzw. Ziel / A für AIM

Hier wird das Ziel des Spieles erklärt, ohne die Handlung zu verraten.

S für Stimmung / T für Tone

Hier sollen bestimmte Stimmungen beschrieben werden. Handelt es sich um Horror, soll es um Slapstick gehen oder eher ernst zu gehen. Vor dem beginn des Spiels sollte auf jedenfall dieses Thema besprochen werden, das keine Missverständnisse aufkommen.

T für Themen / Subject Matter

Hier wird beschrieben was auf jeden Fall vorkommt, natürlich wird hier auch nicht der Plot verraten, nur geschrieben welche Themen allgemein vorkommen, welche Wesen oder auch ggf. den Umgang mit anderen Wesen bzw. auch intelligenten, Humanoiden Wesenheiten.

Optional kommt noch hinzu;

S für Spielmechanik / P für Play

Hier kann die Spielleitende Person schreiben, welche Erwartungen dieser an die Gruppe hat, ob das Spiel überhaupt eine SL braucht, ob viel improvisiert wird und ähnliches.

Grenzen und Schleier, oder auch Lines and Veils

Allgemein sollte vor jeder Runde noch angesprochen werden welche Themen nicht vorkommen sollen, stellt vorher eine Liste zusammen auf die zur Not immer hingewiesen werden kann.

Schleier / Veils sind Themen, die vorkommen dürfen, aber nicht ausgeschmückte werden sollen.

Grenzen / Lines sind Themen, die auf gar keinen Fall vorkommen sollen und jeder ist verpflichtet darauf hinzuweisen, wenn so ein Thema angesprochen wird.

Diese Liste sollte auch regelmäßig angepasst werden, weil eine Mitspielende an ein Thema nicht bedacht hat.

Einverständnis / Check-in

Es geht darum, regelmäßig zu fragen, ob jede Person am Spieltisch noch Spaß hat.

Dass es okay ist, wenn bestimmte Aktionen ausgeführt werden. Vor allem dann, wenn Spielercharaktere sich untereinander zanken. Hier gilt die Regel, erst fragen. Es mögen nicht alle Spielenden, wenn deren Charakter ohne ihr Einverständnis von einem Magier z. B. ein Befehlszauber auferlegt bekommen, vor allem, wenn der Befehl sogar noch gegen die Natur/Prinzipien des Charakters entspricht.

Hier könnte die O-Karte ins Spiel kommen.

Pausen

Auch regelmäßige Pausen gehören zum Spielen dazu, um einfach mal kurz durchatmen zu können, vor allem bei Online Runden kann es sehr anstrengend werden, wenn keine Pause gemacht wird. Alle Beteiligten sollten sich einigen, wann und wie lange in etwa eine Pause stattfindet. Natürlich kann jederzeit ein Spiel unterbrochen werden, aber so können sich alle in etwa darauf einstellen und ggf. auf danach planen, wenn noch was erledigt werden muss.

Kurskorrektur Karten / Script Change Cards

Was meine ich mit Kurskorrektur? Jeder kennt die Multimediatasten auf einer Fernbedienung, diese Symbole werden genutzt, um Szenen in eine andere Richtung zu korrigieren, wenn der Inhalt in eine problematische Richtung geht.

Mit diesen Zeichen von der Fernbedienung könnt ihr auch Sicherheitsmechanismen zusammenstellen, ähnlich wie die X-, N-, O-Karte funktionieren, nur etwas kleinteiliger. Dieser Baukasten wird auch als Kurskorrektur bezeichnet.

Zurückspulen [ << ]

Wird verwendet, wenn sich eine Person unwohl bei einem Thema fühlt oder mit dem Inhalt nicht konform ist. Ähnlich der X-Karte. Hier muss auch wieder klargemacht werden, worum es geht und wie wieder in das Spiel eingetaucht wird.

Vorspulen [ >> ]

Hier geht es auch wieder darum, wenn euch die Thematik zuwider ist, dass die Szene übersprungen wird, oder auch wenn die Szene in irgendeiner Weise uninteressant sein sollte. Sprecht darüber, wo es Sinn ergibt, wieder ins Spielgeschehen einzutauchen.

Zeitlupe [ |> ]

Wird verwendet, um vorsichtig weiterzumachen, wenn das gesagte sich einem zu heiklen Thema nähert, um vorsichtig weiterzumachen. Hier sollte jeder aufmerksamer gegenüber den anderen Spielenden werden und auch Nachfragen, ob noch alles Ok ist.

Sofortige Unterbrechung [ !< ]

Falls irgendwas passiert ist, was euch nicht gefallen hat, dann setzt ihr dieses Werkzeug ein.

Wie bei der X-Karte auch, sollte von allen Spielenden das letzte genutzte Mittel sein, vorher sollten schon einige Themen schon besprochen worden sein.

Hier gilt auch, dass ggf. Rückfragen gestellt werden dürfen, um zu wissen, wo das Problem war, wo wieder eingestiegen werden darf und mit der Person alles in Ordnung ist.

Pause [ II ]

Benutzt dieses Tool, wenn ihr eine kleine Pause braucht, weil die Szene gerade sehr intensiv war. Um auch ggf. zu besprechen wie es weitergeht, ab wann ihr wieder einsteigen wollt, ob es in Ordnung ist, wenn das Thema in die Richtung weiter geht.

Weiter [ > ]

Wird verwendet, wenn es nach einer Pause weiter gehen soll. Kann aber auch genutzt werden, wenn die Spielenden abschweifen, um anzuzeigen, dass es weiter gehen soll, ohne das Wort ergreifen zu müssen.

Offene Tür (Open Door)

Vielleicht ist es auch das Spiel, oder die Gruppendynamik womit es zurzeit zu Kämpfen gilt, es kann aber auch sein das die Spielmechanik keinen Spaß macht oder sich nicht auf das Genre einlassen kann oder möchte. Gründe können vielseitig sein, den Tisch zu verlassen oder das Spiel zu unterbrechen. Wichtig bist im Moment nur du und deine Gesundheit. Wenn du keinen Spaß hast, kann es sich auf die Gruppe abfärben und am Ende hat niemand was davon.

Aber bitte, sag Bescheid, wenn du das Spiel verlässt und ob du wiederkommst! Vielleicht hilft ja auch eine kurzweilige Unterbrechung.

Feddback

Wofür ist das wichtig?

Um das zu reflektieren, was im Spiel passiert ist und auch um sich ggf. ein Feedback zu hohlen. Es gibt somit jeden Beteiligten die Möglichkeit sich zu äußern um zu sagen, was nicht so schön war oder auch was dieser Person gefallen hat. Bitte unterbrecht die sprechende Person nicht, es soll keine Diskussion entstehen. Wichtig ist auch, dass dieses Feedback ehrlich gemeint ist und auch konstruktiv sein soll.

Am besten wird das Spielende eingeleitet mit einer Phrase, die lauten könnte: >> An dieser Stelle wird das Spiel für heute beendet. Danke für eure Beteiligung. <<. Bevor ihr jetzt zu dem Feedbackgespräch kommt, kann auch eine kurze Pause eingelegt werden, um sich ein wenig der Situation bewusst zu werden. Vor allem, wenn schwierige Themen dabei waren, wovon ein wenig Abstand genommen werden möchte.

Sterne und Wünsche oder Stars & Wishes

Hierbei geht es darum sich vor allem zu positive, konstruktive Kritik zu äußern und was sich in Zukunft gewünscht wird.

Am Spielende dürfen die Spielenden Sterne an jedem nach ihrem Sinne verteilen. Es soll vor allem dazu dienen das hervorzuheben, was die Spielenden richtig gut fanden.

Nachdem die Sterne verteilt wurden geht es mit den Wünschen weiter.

Hier sollen die Spielenden formulieren, was sie sich in Zukunft wünschen. Es kann so etwas sein wie mehr oder weniger Action, mehr Charakterspiel, weniger Smalltalk, schnellerer Einstieg ins Spiel, möchte gerne noch mehr in der Region erleben, einen bestimmten NPC wieder treffen usw.

Manchmal helfen auch gezielte Fragen. So etwas wie, welche Aktion eines Spielenden hat dir am besten gefallen, welches Thema hat dich bedrückt, was hat dir keinen Spaß gemacht, was empfandest du als zu störend usw.

offener Tisch (Open Table)

Open Table heißt, dass mitmachen können, ohne er vorherigen Spielrunde dabei gewesen sein zu müssen.

Fazit

Da ich persönlich diese Sicherheitsmechanismen noch nicht lange kenne und seit langer Zeit keine Spielrunde mehr hatte, kann ich noch nicht sagen, wie diese Regeln sich am Spieltisch umsetzen lassen.

Ich weiß aber jetzt schon, dass ich diese Sicherheitstools einsetzen werde, damit jeder am Spieltisch mit einem guten Gefühl nach Hause gehen kann und auch hoffentlich wieder kommen wird.

Was ich noch erwähnen möchte, ist, dass jeder am Spieltisch dafür verantwortlich ist auf andere zu achten, ob es ihnen gut geht und nicht allein der Spielleiter.

Auch wenn die leitende Person meistens die Initiatoren der Runde sind und als verantwortungsvolle Personen gelten, sollte nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass die Spielleitung alles mitbekommt oder erkennt. Oft genug hat die leitende Person des Spiels noch andere Dinge im Kopf, sodass ihr solche Dinge entgehen können. So ergeht es mir zumindest oft als leitende Person.

Am besten ist, dass alle aufeinander aufpassen, dass alle eine tolle Zeit am Tisch haben werden und unterstützt die Spielleitung wo ihr könnt.

Download

Als eine kleine Hilfe für uns habe ich an einer kleinen Sache gebastelt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Hier für euch die X-, N- und O-Karten, als auch die Script Change Karten.

Kartenset – Download

An dieser Stelle möchte ich euch eine ausfüllbare PDF-Datei zur Verfügung stellen. Die ihr für eure Spielrunden nutzen, dürft.

Liste für Grenzen und Schleier – Download

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