Sexismus im Pen and Paper Rollenspiel – ein kontroverses Thema

Der Sexismus in Pen and Paper Rollenspielen ist ein kontroverses Thema. Viele Spielende und Spielleitende Personen sehen es als ein Problem an, dass z.B. Frauen oft benachteiligt sind, während andere sagen, dass dies nur natürlich ist, weil die meisten Rollenspiele in einer männlichen-dominierten Fantasiewelt spielen. Sicherlich ist es keine leichte Aufgabe, dieses Thema zu diskutieren, aber ich denke, es ist wichtig, dass wir darüber sprechen, um festzustellen, ob Sexismus in unserer Lieblingsbeschäftigung ein Problem darstellt oder nicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sexismus?

„Sexismus heißt, Menschen aufgrund ihres Geschlechts zu beurteilen, wenn ihr Geschlecht keine Rolle spielt“, heißt es in einer 1968 gehaltenen Rede der US-amerikanischen Autorin Caroline Bird. (Bird war von der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den USA inspiriert, die das Wort „Rassismus“ eingeführt hatte, um die gesellschaftliche Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung einem Namen zu geben.)

Grob gesagt ist Sexismus ist die Diskriminierung für alle Formen der Benachteiligung aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit. Woher kommt dieses Problem? Einer der Gründe, warum Sexismus in unserer Gesellschaft so weit verbreitet ist, liegt daran, dass es tief in unserer Kultur verwurzelt ist. In den meisten Kulturen werden die Rollen von Männer und Frau (das es jetzt auch „offiziell“ mehr als nur zwei Geschlechter gibt, ist leider noch nicht immer in allen Köpfen angekommen …) sehr stark definiert. Die traditionelle Rolle der Frau ist es eine gute Ehefrau und Mutter zu sein. Die traditionelle Rolle des Mannes hingegend besteht darin Geld zu liefern und die Familie vor Gefahren zu beschützten. Diese starren Genderrollen führen oft dazu dass sich beide Geschlechter benachteiligt fühlen.

Auch wenn sexismische Handlungsweisen oft unbewusst ablaufen, können sie ernsthafte Folgen für Betroffene haben, so leiden diese oft unter Selbstzweifeln, Angstzuständen, sowie dem Verlust an Selbstsicherheit. Außerdem wirken sich sexistische Handlungen – zugespitzt – in negativer Weise aufs berufliche Fortkommen der Opfer aus, in dem es ihre Aussicht auf Beförderung oder ihre Verdienstmöglichkeiten beeinträchtigt.

Warum ist das ein Thema, über das es sich zu reden lohnt?

Die Geschichte von Pen and Paper Rollenspiele ist eine Geschichte von Sexismus. Seit ihren Anfängen in den 1970er Jahren, haben sich die Spiele stetig weiterentwickelt und sind heute ein integraler Bestandteil der Popkultur. Allerdings hat sich der Sexismus, der in den Spielen vermittelt wird, kaum geändert. In einer Welt, in der Frauen immer noch diskriminiert werden, ist es wichtig, darüber zu sprechen, wie Sexismus in Pen and Paper Rollenspielen dargestellt wird und welche Auswirkungen das auf Betroffene hat, denn tatsächlich fühlen sich viele Spielende von sexistischen Handlungen und Kommentaren belästigt oder sogar bedroht. Es gibt also zwei Hauptgründe, warum es sich lohnt, über Sexismus im Pen and Paper Rollenspiel zu reden: Erstens ist es ein großes Problem in der Community und zweitens kann es dazu führen, dass Spielende sich unwohl fühlen, die Lust am Spiel verlieren und es schließlich ganz aufgeben. Gleichzeitig gibt es auch viele SpielerInnen, die kein Problem damit haben und Sexismus als Teil ihres Spiels akzeptieren.

Die im Auftrag des BMFSFJ von Professor Dr. Carsten Wippermann durchgeführte Pilotstudie „Sexismus im Alltag. Wahrnehmungen und Haltungen der deutschen Bevölkerung“ zeigt, dass Sexismus als alltägliches, massenhaftes Phänomen wahrgenommen wird.

Wie kommt Sexismus am Spieltisch zum Vorschein?

Eines der Hauptprobleme, die Spielende mit sexistischer Sprache in Pen and Paper Rollenspielen haben, ist, dass sie sich durch sie ausgeschlossen fühlen. Wenn bestimmte Wörter oder Redewendungen nur für eine Geschlechtergruppe verwendet werden, fühlt sich das für diejenigen, die nicht in diese Gruppe fallen, oft wie ein Ausschluss aus dem Spiel. Auch wenn diese Wörter und Redewendungen nicht böse gemeint sind, können sie dennoch verletzend sein und das Spielerlebnis negativ beeinflussen.

Ein weiteres Problem ist, dass sexistische Sprache oft unbewusste Vorurteile („unconscious bias“) begünstigt. Unconscious bias ist eine soziale Verzerrung, die dazu führt, dass Menschen bestimmte Vorurteile gegenüber anderen haben, ohne es zu merken oder bewusst zu machen. Dies kann zu Diskriminierung führen, da bestimmte Vorurteile unbewusst Einfluss auf unsere Handlungen und Entscheidungen nehmen. Im Kontext von Pen and Paper Rollenspielen kann dies bedeuten, dass Spielende bestimmte Charaktere oder Spielhandlungen diskriminieren, weil sie unbewusst einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten sozialen Gruppe zugeordnet werden.

Neben der verletzenden Wirkung sexistischer Sprache können auch sexistische Handlungen im Spiel zu Problemen führen. Diese Probleme ähneln denjenigen, die mit sexistischer Sprache verbunden sind: Betroffene fühlen sich ausgeschlossen und diskriminiert.

Weshalb ist es so schwer, Sexismus im Pen & Paper Rollenspiel zu bekämpfen?

Oft liegt es an den fehlendem Bewusstsein über Privilegien und an einem Mangel an Empathie. Viele Menschen sind nicht in der Lage, zwischen ihrer eigen Perspektive und der anderer Menschen zu unterscheiden – insbesondere, wenn diese anderen Perspektiven nicht mit den eigen Erfahrungswert deckungsgleich sind. Dies macht es oftmals sehr schwer bis unmöglich für Betroffene von Diskriminierung ihre Situation glaubhaft rüberzubringen.

Welche Auswirkungen hat Sexismus auf die Beteiligten eines Pen & Paper Spiels?

Sexistische Handlungen können negative Auswirkungen haben. Zum Beispiel können diese dazu führen, dass Spielende ihr Vertrauen in den SL oder in andere Mitspielende verlieren, besonders dann, wenn bestimmte Handlungen nur gegen eine bestimmte Geschlechtergruppe oder immer gegen dieselbe Person vorkommen. Dies kann das Spielerlebnis erheblich negativ beeinflussen und zu Frustration führen.

Wie können wir dafür sorgen, dass alle Spaß am Spiel haben?

  • Einer der ersten Schritte ist natürlich das Bewusstsein. Viele Spielende sind sich gar nicht bewusst, dass sie sexistisch handeln oder sprechen. Durch Aufklärung und Sensibilisierung kann man hier schon viel erreichen.
  • SL sollten Spielende darauf hinweisen, dass sexistische Sprache und Handlungen nicht toleriert werden und Konsequenzen haben können.
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Einführung von Hausregeln, in denen klar und deutlich definiert wird, was untersagt ist. Diese Regeln sollten von allen Spielenden akzeptiert und befolgt werden. Wer gegen die Regeln verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen, z.B. mit einem Ausschluss aus dem Spiel (zumindest für diesen Tag).
  • Auch bestimmte Szenarien und Handlungsstränge sollten gemieden werden, die bestimmte Gruppen in ein negatives Licht rücken oder sexualisierte Gewalt thematisieren.
  • SL sollten ihre Szenarien immer genau durchdenken und prüfen, ob sie möglicherweise sexistisch sind. Wenn ja, sollten sie entweder überarbeitet oder ganz verworfen werden.
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Schaffung einer sicheren Umgebung für alle Spielenden. Dazu gehört z.B. dass sexuelle Belästigung oder Gewalt keine Tabuthemen sind und offen angesprochen werden können, ohne dass jemand Angst haben muss, verurteilt oder ausgelacht zu werden. (Nicht jeder mag offen etwas ansprechen, schon gar nicht, in neuen Gruppen, dort können Sicherheitsmechanismen, wie z.B. eine X-Card helfen.)

In einer solchen Umgebung fühlen sich alle Spielenden viel sicherer und können sich voll und ganz auf das Spiel konzentrieren. All diese Maßnahmen können helfen, Sexismus im Pen and Paper Rollenspiel zu bekämpfen. Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten und Ansätze.

Fazit

Einer der besten Wege, um sicherzustellen, dass alle Spaß beim Spielen haben, ist es, die Grenzen und Vorlieben aller Spielenden im Voraus zu besprechen. Dies kann am Anfang des Spiels oder in einem separaten Gespräch geschehen. Wenn jeder weiß, was für die anderen in Ordnung ist und was nicht, kann es viel leichter sein, Konflikte zu vermeiden. Wenn Konflikte doch einmal auftreten sollten, ist es wichtig, dass alle Beteiligten offen miteinander reden. Versuche nicht, die Situation zu ignorieren oder zu beschönigen, sondern kläre sie so gut wie möglich. Auf diese Weise können alle weiterhin Spaß am Spiel haben, ohne das ein negativer Beigeschmack zurück bleibt.

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